Nach 6 Monaten im Stall dürfen die Schafe und Ziegen Ende April endlich wieder auf die Weide. Ich darf ihr Hirte sein und habe sie mir vertraut gemacht und so laufen sie meinem scheppernden Blecheimer hinterher, umzingeln mich, bedrängen mich, laufen voraus, weil die Ersten am Futtertrog am meisten erwischen. Mit Getreideflocken im Blecheimer laufen sie mir fast überall hin nach. Es ist schön, das Vertrauen der Tiere zu haben und Teil in ihrer Herde sein zu dürfen.
Mein Auge saugt sich voll an diesem Frühlingshaftem Leuchten von saftigem hellgrün, grellem gelb, strahlendem weiß und zartem rosa.
Ich kann mich nicht satt sehen an diesem Erwachen der Natur und will wie meine Tiere nur noch draußen sein. So ist mein erster Weg am frühen Morgen in den Garten um zu sehen was schon alles gewachsen ist. Ob die Samenkörner die ich in die Erde gelegt habe schon die Erdkrume durchbrechen und zarte Blättchen ans Licht drängen, ins Leben. Und was für eine Freude, wenn nach Tagen wirklich die ersten Pflänzchen sprießen.
Im Vorbei gehen rupfe ich Halme vom Schnittlauch und lasse den scharfen Geschmack des Kräutleins auf meiner Zunge zergehen. Lebenselexier. Wie reich doch solche Tage sind, wo alles ans Licht drängt....
Und am Abend gehe ich mit meinen Tieren zurück in den Stall, fange die alte Häsin ein, damit sie Fuchssicher verwahrt ist. Schaue, dass der Ganter, der wachend bei seiner brütenden Frau steht auch das letzte Huhn in den Stall lässt. Erst wenn alle wieder sicher sind und versorgt, sorge ich für mich und setze mich mit einer Tasse Kräutertee auf den Balkon, höre dem Abendlied der Vögel zu und lege wieder einen Tag dankbar zurück in Gottes Hände, denn er hat ihn mir und uns geschenkt.
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