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Der Sommer der vergeht

Der Sommer der vergeht ist wie ein guter Freund zu dem man Lebewohl sagt.

So lege ich im Erntedankmonat diesen Sommer zurück in Gottes Hände, denn er hat ihn mir und uns geschenkt. Ein Sommer des Wachsens und der reichen Ernte. Ein Sommer wo in den ersten zwei Almwochen gleich Lämmchen geboren werden, die es trotz Raubwild und sovielen Autos und Motorrädern auf der Glocknerstraße schaffen, groß zu werden. Mit Hochachtung blicke ich auf diese Schafmütter, die ihre Kinder mit dem eigenen Leben verteidigen. 

Seit es Aufzeichnungen gibt, war dies der heißeste Sommer. Doch bei uns in den Bergen geht immer ein Lüftchen vom nahen Bach her und unerträglich heiß war es mir eigentlich nie und wenn, dann hab ich mich einfach nackig ausgezogen und bin in den Teich gesprungen, um eine Runde zu schwimmen. Danach war das Weiterarbeiten mit dem Rechen, um das Heu von den steilen Hängen zu rechen, gleich wieder schön. Und selbst dann noch schön, wenn die Hände voller blutiger Blasen sind und die Sonne meine unbedeckte Haut verbrennt, sich ein Muskelkater einstellt und die Fußsohlen vom Barfußgehen aufgestochen sind. Es ist Sommer...

Das Unkraut wächst gleich schnell wie mein Salat oder meine Kräuter, aber ich liebe die Wildnis, in meinem Garten, im Wald und auch in und an mir. 

So manchen Tag verbringe ich im Hochgebirge bei meinen Schafen und beim Kräuter sammeln, beim Almheu machen. Und so manchen Tag verbringe ich in meiner kleinen Knopfmacherstube und freue mich über jeden Besuch, auch wenn ich nichts verkaufe. Wundervolle Menschen begegnen mir und ich darf für einige Tage oder manchmal sogar Wochen mein kleines Paradies mit ihnen teilen und mit ihnen zusammen diesen Sommer erleben. Ich darf erfahren, was ich schon oft gehört habe, es aber noch nie selbst erlebt habe, dass Gäste kommen und Freunde gehen. Schön ist das, einfach nur schön. 

So wünsche ich mit den fliegenden Samen ein zur Ruhe kommen im Herbst, ein leiseres Rauschen der Möll und des Guttal Baches. Das wir so manches mit dem Herbstwind ziehen lassen können, um anderes gelassen anzunehmen. Und ich wünsche uns ein Randvoll gefülltes Herz mit Dankbarkeit und Liebe. 

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