Sommerliches Land
Wiese, die ich wandre,
Wolke, die mich führt!
Zweige, die mich halten,
Gras, das mich berührt.
Stein, auf dem ich stehe,
Wasser, das mir blinkt!
Baum, an dem ich ruhe,
Vogel, der mir singt!
Sommer, der mir leuchtet,
Landschaft, die mich liebt!
Gott, der mir die Freude,
am Geringsten gibt!
Im März bin ich meinem inneren Drängen gefolgt und habe viele Samen in die Erde gelegt und in den kommenden Wochen viele Pflänzchen gezogen.
So viele, dass es nicht nur für unseren Acker reicht, sondern auch für einige Gärten meiner Freundinnen.
Immer wieder ein bestaunenswertes Wunder der Natur, wie aus einem klitzekleinen Körnchen eine Pflanze wird, die uns als Nahrung dient.
Blumenkohl und Brokkoli, Salat und Kraut und Bohnen. Kartoffeln, viele Kräuter und Zwiebeln und Blumen.
Und der Acker lehrt mich auch fürs Leben:
"Säe einen Gedanken und du kannst eine Tat ernten! "
Ich liebe alle Tiere, aber Gänse liebe ich ganz besonders.
Auf dem Bauernhof meiner Großeltern gab es viele Gänse und meine Mama erzählte, wie sie die Gänse noch lebend gerupft haben und wie sie von ihnen gezwickt wurde. Meine Oma hatte ein ganzes Zimmer voll nur mit Gänsefedern, um Bettdecken und Kissen daraus zu machen.
Als es keine lebenden Gänse in meinem Leben gab, hat meine Mama dafür gesorgt, dass Gänse in Tonfiguren allgegenwärtig waren. Auf dem Fensterbankl im Klo ebenso wie auf dem Geschirr, auf Vorhängen....
Wie ich Jahre später mit Hubert und Jonathan Sommer für Sommer auf die Alm zog, waren Gänse wieder unsere sommerlichen Begleiter. Und am Ende des Sommers gab es Gänsebraten und Kissen mit eigenen Gänsefedern.
Seit wir ein Archehof sind, halten wir Österreichische Landgänse.
Wenn kleine Gössel geschlüpft sind freue ich mich so, dass ich voll Freude zu meinem Kind sage: "Ach, ich hab eine solche Freude mit meinen kleinen Ganslen!"
Mein realistischer Sohn im Pubertätsalter meint:
"Ich hab an Weihnachten eine Freud mit ihnen!"
Nämlich dann, wenn eines meiner großgewordenen "Ziehkinder" als Weihnachtsbraten, gefüllt mit Zwiebeln und Äpfel und knusprig gebraten auf dem Weihnachtstisch steht.
So haben wir alle unsere Freuden und dürfen Leben begleiten vom Ei bis auf den Tisch.
Ein Privileg fast in unserer heutigen Zeit.
Am Pfingstwochenende bringe ich bei stürmisch kaltem Wetter die Schafe und Ziegen auf die Almen.
Vier Monate "FREIHEIT".
Ich belasse alte und erfahrene Tiere in der Herde, in der Hoffnung, dass sie die Herde an sichere Orte führen. Auch in der Hoffnung, die Glocknerstraße mit ihrem Verkehr hält den Wolf noch eine Zeitlang von unseren Herden fern.
Wo in normalen Jahren bei so einem Wetter tausende Autos und Motorräder lärmen und stinken, da ist in diesen Coronazeiten Almfrieden, Almruhe, wie ihn die Natur dort oben wohl seit fast einem Jahrhundert nicht mehr erlebt hat.
Wasser rauscht und der Kuckuck ruft, so vielstimmig und oft, dass es für drei volle Leben reichen würde.
Enzianblüh und Küchenschelle und Trollblumen und blühende Schwarzbeeren.
Der Geier kreist über mir und ich höre die Murmeltiere pfeifen, dann wieder Stille und
wieder der "Kuckuck Kuckuck" Ruf.
Am Pfingstwochenende, wo in der Steiermark, im Zwinger "Jagdhunde vom Ochsenkar" 10 Welpen leben und 6 tot sind und Eika operiert wurde und keine Welpen mehr bekommen kann, betten wir in Heiligenblut unsere treue Luna zur Ruh.
"....geht ein Leid zur Ruh!" singt es traurig in mir.
In der Abenddämmerung, wo der Tag der Nacht weicht, graben Joschua und ich im Birkenwaldl ein Loch und betten schluchzend unsere Luna zu Lupo und Artos zu ihrer letzten Ruhe.
Hubert beklagt das Fehlen seiner alten treuen Werkstattkatze, die auch nicht mehr in den Sommer mit uns mitgegangen ist.
Und während wir so unser Leid beklagen, verdunkelt sich in Afrika der Himmel, wenn Schwärme von Heuschrecken über das Land herfallen und die Ernte für tausende Menschen vernichten.
Vielleicht die Strafe Gottes, dafür, dass die Menschen alles kaputt machen und aus Lebensmittel Biosprit erzeugen, während andere am Hungertod sterben.
Ich leiste mir den Luxus und gönne mir Stundenurlaub unten am Teich.
So klar und rein liegt der Teich zu meinen Füßen und tausende Qualquappen tummeln sich darin.
Es ist unbeschreiblich schön.
Eine Oma, die im letzten Sommer schon einmal hier war, kommt dieses Mal im Frühling, weil sie ihrer Enkelin blühende Wiesen zeigen will.
Almwiesen mit Enzian und Türkenbund, Arnika und Blutströpfchen, Alpenaster und Mehlprimel, ...
Wiesen mit Margeriten und Trollblumen und Glockenblumen, Goldpipau und Storchenschnabel,
Teufelskralle, Knabenkräuter und Wollgras,.....
Wenn man immer hier wohnt, kann man sich gar nicht vorstellen, dass Erwachsene seit vielen Jahren und Kindergarten- und Vorschulkinder vielleicht noch nie in ihrem Leben blühende Wiesen oder Schnee gesehen haben. Oder Murmeltiere, oder Rehe gleich neben dem Haus und Hirsche mit dem Fernglas auf der Bergseite gegenüber. Steinböcke oder Adler....
Qualquappen und Frösche angreifen und Libellenlarven beobachten und barfuß über die taunasse Wiese gehen und vielleicht wieder ruhig werden, ohne Handy, ohne Fernsehen, ohne die viele Technik, die uns abhält das wirkliche Leben zu sehen und zu leben.
Zu unseren Urlaubsgästen in den Ferienwohnungen "Freiheit" und "Geborgenheit", gesellt sich auch so mancher Überraschungsgast.
Albert Schweitzer aus der Steiermark wandert vier Wochen lang mit seiner hübschen Begleitung Taori durch die Hohen Tauern, auf den Spuren der Säumer.
Stundenlang sitzen wir auf dem Kapellenplatzl und reden, während sich Taori um uns herum ihr Abendessen zusammen sucht.
Begegnungen mit Mensch und Tier die unser Herz berühren und die allen Stress, den ich noch kurz zuvor zu haben meinte, vergessen lassen.
All solche Begebenheiten bereichern unsere Tage, genauso wie die Begegnung mit wunderbaren Menschen, die weiterhelfen, indem sie großzügig in der Knopfstube einkaufen, uns zum Essen einladen, eine Grafik gestalten neben dem Kaffee trinken her, oder günstig eine Schnittschutzhose besorgen und so die ihnen geschenkte Zeit begleichen.
Selten und kostbar sind solche Paradiese geworden und dies sollte uns bewusst sein,
wenn wir Menschen hier beherbergen und ihnen unsere Lebenszeit schenken.
Der kurze Sommer lässt uns keine Zeit um unsere Wiesen öfters wie zweimal zu mähen.
Unsere Wiesen dürfen noch blühen und sich aussamen und so können im nächsten Jahr wieder Blumen und Gräser wachsen und blühen.
Unser Boden verdichtet sich auch nicht, weil wir mit schwerem Gerät darüber fahren, auf unseren Wiesen ist es zu steil um mit schweren Traktoren die Ernte einzufahren. So ist vieles noch Handarbeit.
Sensenmahd an vielen Stellen. Und weil mir Lärm in jeglicher Form ein Greuel ist, so gibt es bei uns auch keine stinkenden lärmenden Heublaser (Laubblaser), sondern noch schöne alte Holzrechen und der Duft von Heu und Sommer und Kräutern. Und im besten Fall helfen uns unsere Urlauber bei der Heuarbeit und wir spüren Mutter Erde unter unseren Füßen und freuen uns, wenn wir für die Tiere im Winter gutes Heu einbringen können.
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