Das Sternsingen in seiner für Heiligenblut ganz spezifischen Ausprägung hat eine lange Tradition und kann bis ins 16 Jahrhundert zurück verfolgt werden.
Damals begann das neue Jahr am Dreikönigstag.
Und so ist es, seit ich in Heiligenblut lebe, auch für mich geworden. Irgendwie fängt das Jahr erst richtig an, nachdem die Sternsinger uns ihren Segen gebracht haben.
"Erfüll mit deinen Gnaden, Herr Jesu, dieses Haus;
Tod, Krankheit, Seelenschaden, Brand, Unglück treib hinaus! Lass hier den Frieden grünen,
verbanne Zank und Streit,
dass wir dir fröhlich dienen
jetzt und in Ewigkeit."
Am 5. Januar um 16 Uhr sammeln sich die 9 Rotten zu je ca. 16 Männern vor der Kirche, wo sie gemeinsam zur Aussendungsfeier in die Kirche einziehen. Der Pfarrer segnet die Sterne, entzündet die Laternen und entsendet die Männer in die "wahre heilige Nacht von Heiligenblut". Mögen sie mit ihren Liedern Frieden, Segen, Gnade und die Wünsche für ein glückseliges, freudenreiches, gesundes, neues Jahr in die Häuser des kleinen Bergdorfes am Fuße des Großglockners tragen.
Während des zweiten Weltkrieges wurde der Brauch trotz Fehlens der vielen zum Kriegsdienst eingezogenen Männer fortgesetzt. Viele Frauen sprangen damals ein.
Heute rekrutieren sich die Rotten wieder ausschließlich aus Männern.
Viele der Sternsingermänner, die verstreut in ganz Österreich leben, kehren für diese Nacht in ihre Heimat zurück, um beim Heiligenbluter Sternsingen dabei zu sein.
Und so manches Kind singt schon im Kindergartenalter die Sternsingerlieder mit vielen Strophen auswendig mit.
"Wenn einmal kommt der letzte Tag,
o Jesu steh uns bei
befrei uns von der Sündenplag,
uns mild und gnädig sei.
Nimm uns wohl nach dem Tod, zu dir, o großer Gott,
mit Josef und Maria rein
dort in den Himmel ein."
(7te Strophe von: Ihr Hirten kommet auf die Weid´)
Unser Pfarrer Ernst Kabasser
ist im Sommer 2020 gestorben
Der Holzschnitzer und Sternmacher
Willi Lackner
hat zur Aufnahme
des Heiligenbluter Sternsinger Brauchs
ins Weltkulturerbe der Unesco
eine Krippe gestaltet.
Vom ersten Advent bis zu Maria Lichtmess
steht die Krippe wachend am Ortseingang
und verkündet uns:
"Der Heiland ist geboren,
er liegt im Krippelein....."
Auf ihrer Segen bringenden Wanderung
durch die Sternsingernacht, wartet in so manchem Haus ein schön gedeckter Tisch und die Hausleute erwarten die Sternsinger im Festtagsgewand.
Damit nicht auf jedem Hof die gleichen Speisen angeboten werden, sprechen sich die Bäuerinnen zuvor miteinander ab.
Als Dank für Speis und Trank singen sie Sternsinger noch so manches Sternsingerlied.
Bevor die Sternsinger das Haus verlassen,
malt der Schriftgewandteste die angeblichen Namensinitialen der Heiligen drei Könige "C M B" und die laufende Jahreszahl über die Stuben- oder Haustür.
Nicht nur in Heiligenblut ist die Meinung weit verbreitet, dass "C M B" für
Caspar, Melchior und Balthasar steht.
In Wahrheit verbirgt sich hinter diesem Schutzzeichen der altchristliche Segensspruch:
"Christus mansionem benedicat" -
Christus segne dieses Haus.
Was der Krieg nicht geschafft hat.
Corona und der dritte Lockdown haben es geschafft, dass es in unserem ganzen Ort keinen einzigen Urlauber gibt.
Eine große Frage hat sich gleich auf die ersten Seiten des leeren Buches des Jahres 2021 eingeschrieben:
"Was bringt uns dieses neue Jahr?"
Und es ist fast unheimlich, ohne diesen großen Sternsingersegen in das neue Jahr zu treten.
In so manchem Haus werden die Sternsingerlieder dennoch gesungen und vielleicht ergreift auch so mancher Musikant sein Instrument, um in unserer Bergwelt die Sternsingerlieder erklingen zu lassen.
Ich werde lauschen und wachen und vielleicht höre ich es ja:
"Wir wünschen euch allen, ein glückseliges neues Jahr
und der Steren muss noch weiter leuchten."
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