Was wäre der Mensch ohne das Tier?!

Zweieinhalb Wochen ziehe ich mit Azra, Atlas, Balto und Alma durch die Gegend. Täglich werden unsere Ausflüge weiter und täglich zeigt sich neben dem Charakter des Hundes auch seine Veranlagung.

Balto ist ein aufgeschlossener Hund der schnell lernt und nicht nachtragend ist. Er hätte Spaß am Hühner jagen und einmal muss ich ihm nachspringen und ihn noch vorher abfangen, bevor er das Huhn erwischt. Von da an scheint er zu wissen dass man auf diese Federviecher aufpassen muss. Balto entwickelt sich zum Mäusejäger. Mit seiner Alma Mama ist er das perfekte Team. Schwer muss er sich gegen die Geschwister wehren, die ihm seine Beute streitig machen wollen. Und so wird am Ende so manche fette Maus einfach gedrittelt. Mit einem EU-Impfpass tritt er genau am Tag wo er 12 Wochen alt wird seine zweitägige Reise nach Holland an. Ich begleite ihn in Gedanken. Darf doch auch dieser Hund auf einem großen Hof leben, inmitten eines Naturschutzgebietes. Mit den Pferden wird er sich schon arrangieren. 

 

Leicht war es in diesen Sommertagen nicht, gutes Heu für die Tiere zu machen. 

Immer war es Gewittergefährlich und so manchem hat es ins Heu geregnet. Wenn man mit Maschinen fahren kann, so ist das nicht so schlimm. Doch wenn man am nächsten Tag alles von Hand wieder umdrehen muss, dann ist das doppelte Arbeit und Qualitätsmindernd.

Wo es rund um uns herum brummt und alle mit ihren teuren Maschinen fahren und mit dem Blaser die Pichl herunter heut, da ist bei uns vieles noch Handarbeit mit dem Rechen. Ich bin am liebsten allein auf der Heuwiese und reche den ganzen Tag das Heu. Barfuss und in einer tiefen Versunkenheit. 

Da brauch ich kein Fitnessstudio, keine Fußreflexzonenmassage, keine Aromatherapie, kein Solarium. Meine Hände sind blutig, meine Füße dreckig und aufgestochen von so manchem spitzen Halm. Mein Kreuz tut weh, aber trotzdem bin ich so zufrieden.

Nur wie macht man das einem potenziellen Hofübernehmer klar, dass unsere Art zu wirtschaften doch vielleicht die bessere ist? Wo man noch das Heu unter seinen Füßen rascheln hört und die Kräuter riecht. Wo so mancher Vogel und so manches Insekt noch flüchten kann. Zeit ist Geld, sagen die Bauern und schnallen sich den Blaser auf den Buckel und hören nichts mehr außer Brummen und riechen den Sprit den die Lärmmaschine säuft.

Mir gefällt das jedenfalls nicht.  

 

Wir kommen von der Gamszählung heim und rücken gleich wieder aus um ein Rehkitz zu erlösen,

dass trotz durchgehen der Wiese am Vorabend, angemäht worden ist. 

Atlas, Balto und Azra sind an diesem Samstag

genau 10 Wochen alt. 

Diese Gelegenheit nutzen wir um die Hunde auf Schussfestigkeit zu prüfen. 

Am Waldrand im hohen Gras, fast unsichtbar, finden wir das kranke Rehkitz. Beide Hinterläufe abgemäht.

Ich lass die Hunde bei mir sitzen. Und sie bleiben sitzen und schauen aufmerksam was da gerade passiert.

Neugierig beschnuppern sie das von Schmerz erlöste Tier und werden kräftig gelobt und belohnt. 

Doch neben Heumahd und Welpen hüten, Garten- Acker- und Stallarbeit, Knopfstuben- und Büchereidienst, Gäste betreuen und Ferienwohnung putzen, führe ich auch Bildungsgruppen durch unseren Hof.

Diese Begegnungen machen mir immer ganz besonders Freude. Und das Feedback, was ich für mein "Teilhaben-lassen" bekomme, tut meiner Seele gut und bestärkt mich mit jedem so gelebten Jahr mehr, dass ich damals den richtigen Weg ging und Bäuerin geworden bin. 

Und so hat jeder Tag sein Schönes und auch sein Schweres. Sein Hoffen und Bangen. Sein Gelingen und auch sein Versagen. Highlight dieser Sommertage ist es, wenn ich auf der Alm alle Schafe antreffe und mit den Gästen weiter ziehe zur Franz-Josefs Höhe, um mit ihnen nach Steinböcken und Murmeltieren Ausschau zu halten. Und wir sie antreffen, sogar zum Greifen nah. 

Jetzt also gehe ich mit Azra und Atlas in den zweiten Teil des Sommers. 

Früh in diesem Sommer sehe ich Pflanzen, die eigentlich erst im August blühen.

Das Sumpfherzblatt, der Augentrost, ..... Und selbst auf der Alm blüht der Enzian ein paar Meter neben den vielen Edelweiß. 

Soviele verschiedene Vögel haben noch nie hier um unseren Hof gebrütet und Junge groß gezogen. Am Haus selbst wohnen die Mehlschwalben, die Hausrotschwänze und Gartenrotschwänze. Im Stall fliegt seit letztem Jahr die Rauchschwalbe ein und aus und es werden immer mehr. Bachstelzen brüten im Tennegiebel und Stieglitz, Amsel, Drosseln, Gimpel, Zaunkönig, Specht und Taube, Eichelhäher und im Baum im Birkenwald ist sogar ein Krähennest.

Und dann sind da noch die Blumen und die vielen Wildtiere,

die ich jeden Tag sehe und nichts ist gleich wie am Tag zuvor.

Alles verändert sich und geht seiner Bestimmung entgegen. 

Und mir bleibt nur das Staunen und Danken. 

 

So hoffe ich, dass ich auch für Atlas einen guten Platz finde, weil ich einsehen muss, dass mir zwei junge Hunde zum Ausbilden doch zuviel sind.

Azra die Zarte, wird, jetzt wo die Brüderschar wegfällt von ihrem Bruder förmlich nieder gerannt. 

Dabei würde sie viel lieber mit mir lernen, so scheint mir, wie mit ihrem vor Energie strotzenden Bruder zu kämpfen und zu springen. 

 

Wir ziehen weiter zum Teich und in die Bergwelt hinein und hoffen, die Gewitterfronten verschonen uns.

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Kommentare: 1
  • #1

    Rosalinde Seiwald (Montag, 29 Januar 2024 12:03)

    Man kann nie genug bekommen von deinen herrlichen Aufnahmen von Blumen, Landschaft, Wildtieren und deinen entzückenden Hunden. Dazu die jeweils passenden Texte, eine wahre Wohltat für Herz und Seele. Vielen, vielen Dank dafür!